Isabel Heckmann
Diplom : Vernetzung der Sinne
Diplomarbeit
Vernetzung der Sinne
Graphemische Farbsynästhesie
Diplomarbeit 2012
Synästhesie bezeichnet das Vermischen von Sinneswahrnehmung zu einer Gesamtwahrnehmung. Diese besondere Art der Wahrnehmung ist keinesfalls nur eine bewusste Vorstellung, sondern eine nachweisbare subjektive Empfindung. Synästhesien ereignen sich unwillentlich und sind weder erlern- noch abstellbar. Für jene, die nicht als Synästhetiker solche Sinnesverknüpfungenerleben, ist die synästhetische Wahrnehmung schwer vorstellbar, da diese, entgegen der als normal geltenden Wahrnehmungspsychologie, oft als unlogische Verknüpfungen empfunden werden.
Eine häufig auftretende Form ist die Graphem-Farb-Synästhesie, bei der gelesene, gehörte oder gedachte sprachliche Einheiten Farbwahrnehmungen auslösen. Diese Art der Synästhesie ist auch Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit.
Sie verbindet Typografie und Farbwahrnehmung – zwei wichtige Aspekte der Gestaltung – auf unkonventionelle Art und Weise miteinander. Im experimentellen Rahmen wird überprüft, inwieweit Synästhesie Einfluss auf die gestalterische Praxis nehmen kann. Grundlage der Visualisierungsansätze bilden die subjektiven Empfindungen dreier Graphem-Farb-Synästhetikerinnen. Ihre Wahrnehmungen werden als Parameter für freie Interpretationen genutzt.
Die Arbeit gliedert sich in drei Ebenen der Auseinandersetzungen mit Synästhesie. Ein Teil schildert den wissenschaftlichen Hintergrund, ein Weiterer enthält analytische Ansätze und Herangehensweisen. Der letzte Bereich zeigt eine Bilderrreihe freier Interpretationen der Analyse. Gemeinsam dienen sie als Anregung, ungewöhnliche Sichtweisen in die Gestaltung einfließen zu lassen.
Folkwang Universität der Künste, betreut von Ralf de Jong und Claudius Lazzeroni)
Audiovision Cigarrenfische
Um die synästhetische Wahrnehmung noch einmal stilisiert erfahrbar zu machen, wurde eine Videoinstallation eingerichtet. Jeder kann persönlich erleben, wie eine Verknüpfung von Vokalen und Farben wirken kann. Eine Lautpoetin trägt eine Komposition aus zwei dadaistischen Gedichten vor, und alle auftretenden Vokale werden in den Farben der Synästhetikerin Melanie vollflächig dargestellt.
(Lautgedicht "Cigarrenfische" performed by Anat Pick. 2 poems in 1, "Seepferdchen und Flugfische", Hugo Ball, 1916 u. "Cigarren", Kurt Schwitters, 1921.)
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